Gedichte und Geschichten von Josef Festing
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Die Rache des Klettenhundes
Die Rache des Klettenhundes
(Eine wahre Geschichte von Josef Festing)


Eines späten Nachmittags machten meine Frau, meine beiden Töchter und ich einen Spaziergang im nahegelegenen Prinzenpark. Während wir uns über dieses und jenes unterhielten, kamen wir an einem Strauch vorbei, der voller Kletten hing. Schon als kleiner Junge konnte ich an einer solchen Pflanze nicht vorübergehen, ohne mir eine Handvoll ihrer mit Widerhaken besetzten Samenknollen abzuzupfen. So auch dieses Mal. Von allen unbemerkt pflückte ich im Vorbeigehen einige Kletten vom Busch ab und formte sie zu einem Knäuel. Meine ursprüngliche Absicht, eines meiner Familienmitglieder damit zu bewerfen, verwarf ich jedoch geradewegs wieder, als mir auffiel, dass keine meiner Begleiterinnen ein Kleidungsstück trug, an dem das Klettenknäuel haften würde. Und in die Haare wollte ich es niemandem werfen. Das schien mir äußerst unfair zu sein und hätte für mich wohl auch eine Menge Ärger bedeutet. Also behielt ich das Knäuel erst einmal unauffällig in meiner Hand und dachte mir: „Mal sehen, vielleicht ist es ja noch zu etwas nütze!“ Wir waren auf unserem Spaziergang kurz zuvor einer Frau mit roten Haaren und lila Pullover begegnet. Eine unmögliche Kombination, wie wir meinten. Die Frau war in Begleitung zweier Männer und einem zotteligen Hund und kam uns nun ein zweites Mal entgegen. In eine angeregte Unterhaltung vertieft, ging die Gruppe gemächlich an uns vorüber. Als der Hund auf meiner Höhe war, ließ ich das Klettenknäuel, das ich noch immer in meiner Hand hielt, auf seinen Körper fallen. Ich weiß, dass das nicht die feine englische Art ist und ich als Vater eine Vorbildfunktion für meine Kinder habe, aber der Reiz war einfach zu groß für mich! Das Knäuel verfing sich im dichten Fell des Hundehintern. Ich drehte mich um und sah, wie der Hund nun versuchte, sich die Kletten mit seinem Maul aus dem Fell zu entfernen. Dabei drehte er sich mehrfach im Kreis und zog sein Hinterteil mit eingeknickten Läufen wie eine Hyäne schleichend hinter sich her. Ich wies die Kinder auf das ungewöhnliche Verhalten des Hundes hin, die darüber, genau wie ich, herzhaft zu lachen begannen. Als ich ihnen dann noch eröffnete, dass ich der Grund für das auffällige Verhalten des Hundes sei und er sich wegen meiner „Streubombe“ so merkwürdig bewege, brüllten wir noch mehr vor Lachen. Es war ein lustiger Spaziergang, und wir waren uns sicher, dass wir diese Geschichte wohl niemals vergessen würden. Wir wussten nicht, wie recht wir damit behalten sollten.

Am Abend darauf fand ein Auswärtsspiel unserer Eintracht gegen Alemannia Aachen statt, das live im Fernsehen übertragen wurde. Ich hatte mich schon seit Tagen auf dieses Zweitligaspiel gefreut und es mir mit einem Bier vor dem Fernseher gemütlich gemacht. Meine Frau war, wie jede Woche, zu ihrer Bauchtanzgruppe gegangen, so dass ich mir das Spiel in aller Ruhe anschauen konnte. Meine Tochter Rebekka wollte nur noch kurz duschen und sich dann auch zu mir setzen. Nach einer Weile hörte ich sie aufgeregt nach ihrer Schwester Nora rufen. Ich dachte mir zunächst nichts weiter dabei. Nach einer Weile kam Nora jedoch mit ihrer älteren Schwester im Schlepptau ins Wohnzimmer. Rebekka war völlig aufgelöst und bat mich flehentlich um Hilfe. Sie hatte sich ihre Haare gewaschen und wollte sich mit einem Lockenstab Locken in die Haare machen, wie sie sagte. Dabei hatte sie ihre Haare mit dem Stab bis an die Kopfhaut aufgerollt und ihn offensichtlich derart verdreht, dass sie ihn nicht mehr heraus bekam. Ich versuchte sie zu beruhigen und äußerte beschwichtigend, dass sie sich keine Sorgen machen müsse. Ich würde das Problem schon lösen, bräuchte dafür nur ein wenig Zeit. Es stellte sich jedoch heraus, dass dies nicht so einfach war, wie ich gedacht hatte. Die Haare hatten sich in den Borsten des Stabes so verfangen, dass sie sich nicht lösen ließen. „Bitte nicht abschneiden!“ wimmerte Rebekka immerzu. Sie weinte, weil meine Versuche, die Haare zu entflechten, ihr „ziepende“ Schmerzen an der Kopfhaut verursachten. Zwischenzeitlich fiel das 1:0 für Alemannia Aachen, das ich nur am Rande wahrnahm. Ich begann, die Borsten des Stabes mit meinen beiden Daumen abzubrechen, was sehr anstrengend, langwierig und nach einer Weile auch äußerst schmerzhaft war - am nächsten Abend waren meine Fingerkuppen immer noch wund. Wir besprühten die Haare schließlich mit einer Art „Haargleit-Spray“, wuschen es wieder aus, und anschließend setzte ich meine ermüdende und schmerzhafte Tätigkeit fort. Nach einer Dreiviertelstunde gelang es mir endlich, das Oberteil des Lockenstabes, ich hatte das Gerät in der Zwischenzeit zur Arbeitserleichterung durchgebrochen, aus den Haaren von Rebekka zu entfernen. Sie war darüber sehr glücklich und bedankte sich überschwänglich bei mir. Während Rebekka ihre Haare unter der Dusche nochmals wusch, fiel der Ausgleich für Eintracht, den ich lautstark bejubelte. Wohl weniger aus Fußballbegeisterung, sondern eher vor Erleichterung über das glimpfliche Ende dieses unsäglichen Lockenstab-Dramas. Dass das Spiel kurz vor Schluss durch ein Eigentor dennoch verloren ging, war zwar ärgerlich, an diesem Abend aber von untergeordneter Bedeutung für mich.

Der unvoreingenommene Leser wird nun unschwer nachempfinden können, dass meine Kinder und ich nach dieser aufreibenden Haarentflechtungs-Aktion nicht umhin konnten, einen direkten Zusammenhang zu dem tags zuvor Erlebten herzustellen. Dem bedauernswerten Hund musste es auf irgendeine Weise gelungen sein, und davon sind wir auch heute noch felsenfest überzeugt, sich an seinen Peinigern zu rächen. Dass meine Frau von den offenkundigen Vergeltungsmaßnahmen des Hundes in keiner Weise betroffen war, schrieben wir dem Umstand zu, dass sie sich bei unserem schadenfreudigen Gelächter über das ulkige Verhalten des Hundes vornehm zurück gehalten hatte. Wir werteten dies zudem als untrüglichen Beweis dafür, dass die gerechte Strafe des Himmels nur denjenigen trifft, der es auch verdient. Als „Rache des Klettenhundes“ wird uns diese Geschichte für immer in Erinnerung bleiben und uns hoffentlich für die Zukunft eine heilsame Lehre sein; zumindest bis zur nächsten Begegnung mit einem Klettenstrauch!



(Originalaufnahme des Lockenstabes, 07.11.2005)
 
   
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